Offiziell sind in Österreich knapp über 15.000 Menschen als wohnungslos registriert (2015).
Betreuungsorganisationen, wie sie im Rahmen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAWO) organisiert sind, sehen darin nur die Untergrenze. Die tatsächliche Betroffenheit werde in Österreich nur unzureichend dokumentiert.
Der Großteil der Obdachlosen lebt in Wien, wo jährlich etwa 10.000 Menschen Angebote der Wohnungslosenhilfe in Anspruch nehmen. Dazu kommt noch eine große Zahl an Personen ohne Ansprüche im gegenwärtigen System der Mindestsicherung und Wohnungslosenhilfe.
Wie in anderen Ländern führen auch in Österreich individuelle und strukturelle Ursachen in die Obdachlosigkeit. Strukturell wird sie begünstigt durch steigende Wohnkosten, die Situation der Wohnungswirtschaft, niedrige Einkommen/Armut, den Arbeitsmarkt, die Kürzung von Sozialleistungen und das Städtewachstum. Individuell sind der Auszug von den Eltern, Trennung/Scheidung, Krankheit, Sucht, Jobverlust, Diskriminierungserfahrungen, Mietzinsrückstand und in steigendem Ausmaß Flucht/Migration Faktoren für Obdachlosigkeit.
Betreuungsorganisationen in Österreich, z.B. Neunerhaus in Wien, verfolgen den Ansatz „Housing First“: Dabei soll die Unterbringung in Heimen verhindert, Inklusion ermöglicht und eine Verfestigung der Obdachlosigkeit vermieden werden. Es geht darum, adäquaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen und die betroffenen Menschen so zu betreuen, dass ihnen ein langfristiger Erhalt dieser Wohnung möglich ist.
Oberste Forderung ist die Schaffung von leistbarem Wohnraum. Die Wohnungslosenhilfe in Wien geht von einem jährlichen Bedarf von mindestens 1.300 leistbaren Wohnungen aus – Tendenz steigend. Die Anzahl vergebener Gemeindewohnungen ist allerdings von 650 im Jahr 2014 auf 412 im Jahr 2015 gesunken. ki
Quellen: BAWO, Neunerhaus, Sozialministerium, Verband Wiener Wohnungslosenhilfe
Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!
Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.
Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.
Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!
Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.